Lauritzen, Lauritz
Geschichte des Bestandsbildners Lauritz Lauritzen wurde am 20. Jan. 1910 als Sohn von Anne und Friedrich Lauritzen in Kiel geboren. Sein Vater war ein gelernter Schreiner, der früh der Holzarbeitergewerkschaft und der SPD beitrat. 1912 wurde Friedrich Lauritzen Filialleiter des Konsumvereins in Plön, dann Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und stellvertretender Landrat. Seit 1920 leitete er das Kreisarbeitsamt in Plön und wurde 1927 zum Gemeindevorsteher von Elmschenhagen bei Kiel gewählt, 1933 jedoch von den Nationalsozialisten in den Ruhestand versetzt. In der NS-Zeit arbeitete Friedrich Lauritzen als Grundstücksmakler. 1945 wurde er für kurze Zeit Bürgermeister von Plön. Sein Sohn Lauritz Lauritzen besuchte das humanistische Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium in Plön, wo er 1929 sein Abitur ablegt. Im selben Jahr wurde er Mitglied der SPD und begann das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Kiel. Von 1930 bis 1932 war er Vorsitzender der sozialistischen Studentengruppe an der Universität Kiel. Am 12. Juni 1933 bestand er sein Erstes Staatsexamen in Kiel.2 Um weiter im Justizdienst bleiben zu können - Lauritz Lauritzen war am Oberlandesgericht Kiel tätig - trat Lauritzen 1934 der SA bei, der er bis 1938 angehörte.3 Am 28. Aug. 1936 wurde er in Kiel zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert. Sein Zweites Staatsexamen absolvierte er am 4. März 1937 in Berlin. Im selben Jahr wurde er Justitiar, später Hauptabteilungsleiter in der Reichsstelle für Chemie in Berlin.4 Aufgrund seiner Unabkömmlichkeitsstellung und einer längeren Krankheit wurde er nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Nach kurzer Tätigkeit als Referent für Volkswirtschaft und Statistik beim Berliner Magistrat ging Lauritzen 1945 an das Landratsamt in Rendsburg (Holstein) und übernahm im November desselben Jahres die Leitung der Präsidialkanzlei beim Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein. 1946 wurde er Landesdirektor im Kieler Innenministerium und wirkte dort an der Ausarbeitung der Landessatzung sowie der Kreis- und Gemeindeordnung des Bundeslandes Schleswig-Holstein mit. Von der neuen Landesregierung unter Leitung des Christdemokraten Walter Bertram wurde Lauritzen im Sept. 1950 in den Wartestand versetzt. Am 6. Febr. 1951 wurde er als Ministerialrat, seit dem 17. Sept. 1952 als Ministerialdirigent nach Hannover in das Niedersächsische Ministerium des Innern berufen, wo er zunächst für Polizeiangelegenheiten, dann für die Allgemeine Abteilung zuständig war. Am 5. Juli 1954 wählte die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Kassel Lauritzen zum Oberbürgermeister. Eine an den hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gerichtete Empfehlung des Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts und früheren schleswig-holsteinischen Justizministers Rudolf Katz hatte seine Kandidatur unterstützt.5 Als Oberbürgermeister leitete er den Wiederaufbau der im Krieg zu 75% zerstörten Stadt, der er als Veranstaltungsort der Documenta (seit 1955) eine überregionale Bedeutung sicherte. Lauritzen war von 1955 bis 1963 auch Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Hessen-Nord. Am 30. Jan. 1963 vom hessischen Ministerpräsidenten Zinn als Minister der Justiz und für Bundesangelegenheiten ins hessische Kabinett berufen,6 widmete er sich besonders dem Verwaltungsrecht, der Justizreform und dem hessischen Gefängniswesen, hier vor allem dem Jugendstrafvollzug. Zinn übertrug Lauritzen den Vorsitz einer 1966 gebildeten Kommission für Fragen der Verwaltungsreform. Von 1966 bis 1967 gehörte er dem Hessischen Landtag an. Nach der Bildung der Großen Koalition wurde Lauritzen am 1. Dez. 1966 als Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau in das Kabinett Kiesinger berufen. Auch im sozialliberalen Kabinett Brandt/Scheel setzte er seit dem 22. Okt. 1969 seine Tätigkeit als Bundesminister für Städtebau und Wohnungswesen fort. Unter seiner Leitung wurde der soziale Wohnungsbau in starkem Maße gefördert und Anfang 1970 der Entwurf des Städtebauförderungsgesetzes vorgelegt, das am 27. Juli 1971 verabschiedet wurde.7 Durch eine Reform des Bodenrechts sollte die Bebauungsplanung durch die Kommunen erleichtert und die Bodenspekulation eingedämmt werden. Unter Lauritzen begann auch die systematische Ausarbeitung einer Mieterschutzgesetzgebung.8 Lauritzen vergab wissenschaftliche Forschungsaufträge und richtete Arbeitskreise zur Städtebaupolitik ein; sein Ziel der Errichtung einer „Bundesanstalt für Bauforschung" konnte er jedoch nicht verwirklichen. Als zuständiger Bundesminister war Lauritzen 1972/73 Vorsitzender des Bauausschusses der Olympia-Baugesellschaft mbH in München. Durch den Rücktritt des Bundesministers für Wirtschaft und Finanzen Karl Schiller am 6. Juli 1972 wurde eine Kabinettsumbildung notwendig. Lauritzen blieb Wohnungsbauminister, erhielt aber noch zusätzlich das Bundesministerium für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Nach den Bundestagswahlen bekleidete er vom 15. Dez. 1972 bis zum 7. Mai 1974 das Amt des Bundesministers für Verkehr. In seine Amtszeit fallen die Bummelstreiks der Fluglotsen im Sommer 1973, die den zivilen Flugverkehr fast lahmlegten. Lauritzens Vorschläge zur Einführung einer Autobahnsteuer im Jahre 1973 blieben ebenso erfolglos, wie seine Pläne zur Einführung einer Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, die zunächst noch im Zeichen der Ölkrise im November/Dezember 1973 durchsetzbar zu sein schienen.9 Die im März 1974 eingeführte Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen, die auf einem Bundesratskompromiss beruhte, war nicht von Dauer.10 Von 1969 bis 1971 gehörte Lauritzen dem Landesvorstand der schleswig-holsteinischen SPD an. Auf deren Landesparteitag in Heiligenhafen im November 1973 wurde er mit 146 gegen 22 Stimmen zum Bundeskandidaten der SPD für die Landtagswahl 1975 nominiert. 11 Vorwürfe, sich in bundespolitischen Fragen nicht durchgesetzt zu haben, schadeten jedoch seinem Ansehen. Nach dem Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler am 6. Mai 1974 wurde Lauritzen in das neue Kabinett unter Helmut Schmidt nicht übernommen. Lauritzen verzichtete 1974 auch auf seine Kandidatur bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen zugunsten des Oppositionsführers im Kieler Landtag, Klaus Matthiesen. Lauritzen war seit 1969 Abgeordneter des Bundestages (1972 Direktwahl im Wahlkreis Plön, ansonsten Landesliste Schleswig-Holstein); hier arbeitete er in mehreren Ausschüssen mit: im Rechtsausschuss als ordentliches Mitglied vom 5. Juni bis 18. Sept. 1974, im Haushaltsausschuss als Stellvertreter seit dem 18. Sept. 1974, im Finanzausschuss als ordentliches Mitglied seit 1976, im Verteidigungsausschuss als Stellvertreter seit dem 5. Juni 1974 und als ordentliches Mitglied seit dem 18. Sept. 1974. Lauritzen wurde 1969 auch in den Stadtrat seines Wohnortes Bad Honnef (Nordrhein-Westfalen) gewählt. Auf Bundesebene war Lauritzen seit 1969 Mitglied des Parteirates der SPD. Er wurde außerdem im selben Jahr zum Vorsitzenden des Kommunalpolitischen Ausschusses beim Bundesvorstand der SPD gewählt und gehörte der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in der Bundesrepublik Deutschland (Bundes-SGK) an. Von 1972 bis 1974 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Wohnwirtschaftler und Wohnungspolitiker sowie von 1968 bis 1973 und 1978 bis 1980 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik der SPD. Mitgliedschaften bestanden ferner in der Arbeitsgruppe Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, der Arbeitsgruppe Steuern, der Arbeitsgruppe Sicherheitsfragen und dem Arbeitskreis V (Öffentliche Finanzwirtschaft) der SPD-Bundestagsfraktion sowie der Kommission Sicherheitspolitik beim Parteivorstand der SPD. Neben der Arbeit in diesen Parteiämtern wirkte er in Schleswig-Holstein im Gremium für Fragen der deutschen Minderheit in Nordschleswig mit. Lauritzen gehörte den Vorständen zahlreicher wohnungsbaupolitischer Verbände und Wohnungsbauunternehmen an. Seit 1974 war er Vorsitzender der Gesellschaft für Wohnungs- und Siedlungswesen (GEWOS) e.V. Hamburg, an der neben der Neuen Heimat und einer Reihe von Wohnungsbauunternehmen der Bund und die Stadt Hamburg beteiligt waren, ferner Vorstandsmitglied, 1977 Präsident des Verbandes gemeinwirtschaftlicher Unternehmen für Städtebau und Landesentwicklung e. V. Bonn, Präsident des Kuratoriums der Gesellschaft für Wohnungs- und Siedlungswesen e.V. Hamburg, Beiratsmitglied der Neue Heimat Städtebau und der BEWOBAU Betreuungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH sowie Aufsichtsratsmitglied der Salzgitter Wohnungsbau-AG. Auch in Gesellschaften zur Städtebau- und Wohnungsbauforschung war Lauritzen tätig: Seit 1977 als Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumplanung e.V. Bonn und seit 1974 als Mitglied des Kuratoriums des Informationsverbundzentrums RAUM und BAU (IRB) Stuttgart der Fraunhofer-Gesellschaft. Lauritzen war verheiratet und hatte vier Kinder. Für seine Verdienste wurde er 1970 mit dem Großkreuz des Königlich Schwedischen Nordstern-Ordens und 1973 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Am 5. Juni 1980 starb Lauritzen. Bestandsbeschreibung 1 Überlieferungsgeschichte und archivische Bearbeitung Bereits seit dem Mai 1974 bemühte sich das Bundesarchiv um die Übernahme der schriftlichen Unterlagen des Bundesministers a. D. Dr. Lauritz Lauritzen. Erst nach seinem Tod am 5. Juni 1980 gelangte der Nachlass in zwei Ablieferungen in das Bundesarchiv. Ein erster Teil wurde schon im Juni/Juli 1980 von dem Nachlassverwalter, Prof. Dr. Udo Kollatz, im Einverständnis mit der Witwe, Frau Edith Lauritzen, dem Bundesarchiv überlassen. Es handelte sich dabei um 115 Aktenbände, eine Mappe und sechs Terminkalender, vor allem aus seiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter. Korrespondenzakten, die sich auf die laufenden Wahlkreisangelegenheiten bezogen, verblieben für Lauritzens Nachfolger Kurt Leuschner im Bundestagsbüro. Ebenfalls nicht übernommen wurden die Broschüren und Bücher aus seinem Arbeitszimmer im Bundeshaus. Im August 1980 übergab Frau Lauritzen dem Bundesarchiv weitere 113 Aktenordner, unter anderem mit Schriftgut aus Lauritzens Amtszeit als Bundesminister, sowie einen Karton mit Mappen und Einzelblättern. Am 18. Aug. 1986 wurde der Nachlass der Bundesrepublik Deutschland vertraglich übereignet. Bis zum 1. Jan. 2000 waren Benutzungen zu amtlichen, wissenschaftlichen, publizistischen oder privaten Zwecken an die vorherige schriftliche Zustimmung von Frau Lauritzen gebunden. Im Frühjahr 1985 wurden im Rahmen eines Praktikums 51 Aktenordner mit Reden verzeichnet und ein vorläufiges Findbuch für diesen Teil des Nachlasses erstellt. Dieses Findmittel umfasste jedoch nicht alle Reden Lauritzens; es fehlten 22 Aktenordner aus der Zeit von 1947 bis 1966 und 1977 bis 180. Die Verzeichnung des gesamten Nachlasses wurde am 15. Apr. 1991 als Prüfungsarbeit für die praktische Prüfung zum Bundesarchiv für den höheren Dienst vergeben und am 12. Juli 1991 abgeschlossen. Nach dem Ablauf des Zeitraums, in dem Benutzungen an einen Genehmigungsvorbehalt gebunden waren, und nachdem inzwischen Angaben von weiteren Nachlassteilen auszuschließen sind, konnte das Findbuch zum Nachlass Lauritzen publiziert werden. In Vorbereitung der Veröffentlichung wurde es im Sommer 2001 nochmals überarbeitet. Da der Nachlass eine gute vorarchivische Struktur besaß, wurde diese im Wesentlichen beibehalten. Daraus ergab sich eine Grobgliederung in Reden, Korrespondenz, Sachakten, eine Materialsammlung zur Bundespolitik sowie einen eigenen Teil mit Sachakten und eine Materialsammlung zur Landespolitik Schleswig-Holstein. Die Materialsammlungen waren bis auf die unterste Ebene systematisch gegliedert. Die übrigen Akten ließen sich innerhalb der Gliederungsabschnitte in der Regel nach Amtszeiten, Wirkungskreisen und Chronologie ordnen. Die in einem Karton befindlichen ungeordneten Einzelblätter wurden bestehenden Akten zugeordnet; zusammengehörige Vorgänge wurden zu Archivalieneinheiten formiert. Eingriffe in die innere Aktenstruktur unterblieben ansonsten; Mängel der vorarchivischen Ordnung wurden durch eine intensive Verzeichnung und den Index ausgeglichen. Aufgrund der erforderlichen Neuformierungen umfasst der Nachlass nunmehr insgesamt 246 Bände. Kassationen wurden auf acht Bände mit reiner Doppelüberlieferung oder Materialsammlungen ohne Überlieferungswert beschränkt. Aus dem Band 241 wurde eine Karte des öffentlichen Personenverkehrs im Kreis Herzogtum Lauenburg (1:75.000) aus konservatorischen Gründen entnommen und in der Kartensammlung des Bundesarchivs unter der Signatur Kart 600 (Verkehrskarte) abgelegt. Ferner sind in der biografischen Bildsammlung des Bundesarchivs (Bild 1) Fotos von Lauritzen und im Bestand Bild 145 vier Dienstausweise aus seiner Tätigkeit als Bundesminister enthalten. 2 Bewertung der Überlieferung und ergänzende archivische Überlieferung Die ältesten Unterlagen aus dem Nachlass Lauritzen stammen aus den Jahren 1947/48. Insgesamt ist jedoch die Zeit bis zum Eintritt Lauritzens in die Bundespolitik vergleichsweise schwach dokumentiert. Die Überlieferung der politischen Arbeit als Landesdirektor in Kiel, Ministerialbeamter in Hannover, Oberbürgermeister in Kassel und Hessischer Minister der Justiz und für Bundesangelegenheiten besteht weitgehend aus Fragmenten. Nur die Reden Lauritzens vermitteln für diese Zeit einen Eindruck seiner Tätigkeit. Insgesamt machen die Reden Lauritzens fast ein Drittel des gesamten Nachlasses aus. Einen Überlieferungsschwerpunkt bilden die Amtszeiten Lauritzens als Bundesminister, doch sind auch hier deutliche Lücken im Nachlass erkennbar. Aus diesem Zeitabschnitt ist die Tätigkeit als Bundesminister für Verkehr von 1972 bis 1974 am besten belegt. Zu den Auseinandersetzungen um den Fluglotsen-Bummelstreik und die Frage eines Tempolimits auf Autobahnen, die auch im Zentrum der öffentlichen Diskussion standen, liegen Akten aus dem Ministerbüro vor. Erhalten ist ferner der Briefwechsel mit Bundeskanzler Brandt im Zusammenhang mit Lauritzens Ernennung zum Bundesverkehrsminister. An politischer Korrespondenz aus dieser Zeit ist ansonsten vor allem ein Band mit Tageskopien aus dem Bundesministerium für Verkehr zu erwähnen. Die Reden Lauritzens als Bundesminister sind besonders gut dokumentiert. Der größte Teil des Nachlasses stammt aus Lauritzens Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter seit 1974. Aus dieser Zeit sind seine Reden, seine Korrespondenz und seine Materialsammlungen zu großen Teilen erhalten. Auch zu seiner Arbeit in Ausschüssen des Bundestages, insbesondere im Finanzausschuss, liegen Akten vor. Die Parteiarbeit ist dagegen schwächer überliefert, und sehr spärlich sind die Zeugnisse über Lauritzens Tätigkeit in den Vorständen zahlreicher wohnungsbaupolitischer Verbände und Wohnungsbauunternehmen. Das Schriftgut aus Lauritzens Abgeordnetenzeit spiegelt seine wichtigsten Interessengebiet - Fragen der Städte- und Wohnungsbaupolitik, der Verkehrspolitik und der Öffentlichen Finanzwirtschaft - deutlich wider. Einen besonderen Schwerpunkt bildet neben den Reden vor allem die systematisch geordnete Materialsammlung aus Lauritzens Abgeordnetenzeit, die etwa ein Viertel des gesamten Nachlasses umfasst. Sie diente als Grundlage für seine politische Arbeit, vor allem für seine Reden und Debattenbeiträge. Schon in dem Schriftgut aus der Ministerzeit wird Lauritzens ausgeprägtes Interesse für schleswig-holsteinische Angelegenheiten deutlich. Besonders seit er 1973 zum Spitzenkandidaten der SPD für die schleswig-holsteinischen Landtagswahlen nominiert wurde, unterstützte er als Bundesminister den Ausbau der Verkehrsverbindungen und die Erneuerung von Bahnhofsanlagen in diesem Land mit Bundesmitteln.1 So wurde der Autobahnbau auch in einer Zeit fortgesetzt, als dieser allgemein eher gedrosselt wurde. Nach seinem Rücktritt als Minister nutzte er seine Verbindungen zum Bundesverkehrsministerium, um Baumaßnahmen in seinem Wahlkreis zu fördern. Lauritzens Wahlkreisarbeit in Schleswig-Holstein nimmt in der Überlieferung seiner Abgeordnetenzeit einen breiten Raum ein; so beispielsweise die Verhältnisse in dem Wahlkreis Nordfriesland - Dithmarschen-Nord, für den er bei den Bundestagswahlen 1976 kandidierte. Zu den innerparteilichen Schwierigkeiten, die der dem eher rechten Flügel der SPD zugehörige Lauritzen in dem SPD-Landesverband Schleswig-Holstein hatte, gibt es dagegen nur vereinzelte Hinweise. Der Nachlass zeigt Lauritzen als einen Politiker, der in und mit seiner Verwaltung arbeitet. Seinen sachlichen und nüchternen Stil spiegelt sein Schrift wider: Sachakten, sachbezogene Materialsammlungen und Reden herrschen hier vor, während Zeitungsausschnittsammlungen zur eigenen Person, Erinnerungen und Selbstdarstellungen völlig fehlen. Am Beispiel des Nachlasses Lauritzen ist zu sehen, wie etwa seit Ende der 1960er Jahre auch in der parteipolitischen Arbeit das persönliche Büro sowie die persönlichen Referenten und Assistenten ein immer stärkeres Gewicht gewinnen, während die Politiker an der Spitze in erster Linie korrigierend und genehmigend in Erscheinung treten. Die Arbeit des „Apparate" wird immer dominanter, sie umfasst den größten Teil des Schriftgutes im Nachlass. Umgekehrt nimmt die Korrespondenz mit Verbänden, Organisationen und Gremien jeder Art gegenüber der mit Einzelpersonen immer mehr zu. Zur politischen Lebensleistung des Politikers Lauritzen zählen die Förderung des Wiederaufbaus und des sozialen Wohnungsbaus, der systematische Ausbau der Mieterschutzgesetzgebung, das Städtebauförderungsgesetz und der Beginn der Innenstadtsanierung, die das alltägliche Lebensumfeld und die soziale Wirklichkeit nachhaltig veränderten. Auch wenn dem Versuch zur Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen kein Erfolg beschieden war, ist die Diskussion um eine Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit und die Grenzen des Individualverkehrs bei schwindenden Rohstoffressourcen seitdem nicht mehr abgerissen. Lauritzen hat hier deutliche Akzente gesetzt. Ergänzend zum Nachlass sind für die Amtszeit Lauritzens als Bundesminister die Bundesarchivbestände B 108 (Bundesministerium für Verkehr) und B 134 (Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau) heranzuziehen; aus dem Ministerbüro stammen die Aktenbände B 134/4494, 4495 und 10744. Im Nachlass Heinrich Lübke (N 1216) liegt im Band 159 Schriftwechsel mit Lauritzen vor. Im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung befinden sich die Akten der SPD-Parteigremien, in denen Lauritzen Mitglied war. Hier sind insbesondere die Akten des Parteivorstands und seiner Ausschüsse, die Protokolle des Parteirates und die Akten der SPD-Bundestagsfraktion zu nennen. Unterlagen zu Lauritzen dürften auch in den Akten des SPD-Landesverbandes Schleswig-Holstein und im Nachlass Willy Brandt zu finden sein. Einschlägige Informationen erhält ferner die Sammlung Personalia: Lauritzen, Lauritz, Nr. 1778, der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Protokolle der Bundestagsausschüsse, denen Lauritzen angehörte, sind im Bundestagsarchiv vorhanden. Zitierweise BArch N 1282/...
- EHRI
- Archief
- de-002579-n_1282
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