Reichsgesundheitsamt
Geschichte des Bestandsbildners 1876 als Kaiserliches Gesundheitsamt gegründete Behörde (seit 1918 Bezeichnung Reichsgesundheitsamt) im Geschäftsbereich des Reichsministerium des Innern. Zuständig für das Medizinal- und Veterinärwesen mit nachgeordneter Opiumstelle. Der 1900 errichtete Reichsgesundheitsrat unterstützte das Reichsgesundheitsamt bei seinen Aufgaben. Zwischen 1935 und 1942 wurden das Preußische Institut für Infektionskrankheiten "Robert Koch" und die Preußische Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene dem Reichsgesundheitsamt unterstellt, danach erhielten sie als Reichsanstalten ihre Selbständigkeit zurück. Ende 1945 erfolgte die Umbenennung des Reichsgesundheitsamtes in Institut für allgemeine Hygiene und die Eingliederung als Zweigdienststelle 1 in das Zentralinstitut für Hygiene und Gesundheitsdienst. Bestandsgeschichte: Erste bekannt gewordene Verluste der Aktenbestände entstanden 1933 in Zusammenhang mit einem Registraturschnitt: Ein neuer Aktenplan führte in der Hauptdienststelle des Reichsgesundheitsamtes in der Klopstockstraße 18 in Berlin-Tiergarten zur teilweisen Vernichtung der Altakten und der Lagerung der übrig geblieben in den Kellern des Gebäudes. Die Zerstörung des Gebäudes durch Luftangriffe im November 1943 führte zur fast völligen Vernichtung der Akten aus der Zeit des Dritten Reichs. Erhalten blieb nur das Schriftgut der Veterinärabteilung, da dieses nach Berlin-Dahlem verlagert war, und trotz einiger Brandverluste die in den Kellern gelagerten Unterlagen aus der Zeit bis 1932. Diese konnten von Mitarbeitern des damaligen Berliner Hauptarchivs (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz) sichergestellt werden, von wo später ein Teil an die Berliner Dienststelle des Bundesgesundheitsamtes abgegeben wurde. Die übrigen Akten gelangten mit zwei Findbüchern 1969 in das Bundesarchiv. Das Bundesgesundheitsamt übergab 1984, 1985 und 1987 Schriftgut des Reichsgesundheitsamtes mit Unterlagen des Instituts für Infektionskrankheiten „Robert Koch" an das Bundesarchiv. Der Bestand Reichsgesundheitsamt des Zentralen Staatsarchiv der DDR (Signatur 15.11) konnte dem Bestand nicht zugeordnet werden, da keine der 13 Akten der Provenienz entstammt. Dagegen blieb das Schriftgut des Instituts für Infektionskrankheiten „Robert Koch" beim Bestand Reichsgesundheitsamt. Außerdem sind einzelne Unterlagen des Kaiserin-Auguste-Victoria-Hauses, Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit, in den Bestand gelangt. Archivische Bewertung und Bearbeitung: Die Aufteilung der Unterlagen aus der Zeit 1945 - 1952 zwischen den Beständen Reichsgesundheitsamt und Bundesgesundheitsamt (B 208) orientierte sich am Kriegsende. Akten, die vor dem 8. Mai 1945 angelegt wurden, verblieben beim Bestand R 86, später angelegte Unterlagen gingen in den Bestand B 208 über. Nicht in den Bestand Reichsgesundheitsamt integriert wurden die Unterabteilungen Kriminalbiologische Forschungsstelle (R 160) und Rassehygienische und Kriminalbiologische Forschungsstelle (R 165) sowie die Reichsanstalt für Wasser-und Luftgüte (R 154), die jeweils eigene Bestände bilden. Erste Neuverzeichnungsarbeiten von Herrn Dr. Michael Wettengel orientierten sich an der Ordnung der Findbücher aus dem Jahre 1954, dies wurde aufgrund der verschiedenen Umorganisationen und Aktenplanänderungen auch bei der endgültigen Verzeichnung übernommen. Die Gliederung der separat verzeichneten Akten des Instituts für Infektionskrankheiten „Robert Koch" entspricht dieser Klassifizierung. Das vorliegende Findbuch wurde von Matthias Meissner in der Archivdatenbank BASYS 2005 erstellt und ist inzwischen auch online zugänglich. Bestandsbeschreibung Bestandsüberblick: 1 Reichsgesundheitsamt 1.1 Organisation; 1.2 Gesundheitswesen.- Allgemeines; 1.3 Öffentliche Gesundheitspflege; 1.4 Veterinärwesen; 1.5 Ärzte, Heilpersonal, Arznei- und Heilmittel; 1.6 Ernährungswesen; 1.7 Soziale Gesundheitsfürsorge; 1.8 Bau- und Wohnungswesen, Wasserversorgung und Beseitigung der Abfallstoffe; 1.9 Verschiedenes 2 Institut für Infektionskrankheiten "Robert Koch" 2.1 Dienststellenverwaltung; 2.2 Fachverwaltung; 2.3 Verschiedenes Erschliessungszustand 2 Findbücher (2005), Online-Findbuch (2005) Zitierweise BArch R 86/... Geschichte des Bestandsbildners Geschichte und Organisation des Kaiserlichen Gesundheitsamtes/ Reichsgesundheitsamtes Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 unterlag dem Bund die Beaufsichtigung der Maßregeln der Medizinal- und Veterinärpolizei (Artikel 4 Nr. 15 der Verfassung). Diese Zuständigkeit erhielt auch das Reich in der Verfassung von 1871, ohne jedoch über eine entsprechende Behörde zu verfügen. Den Forderungen von Medizinern und Verwaltung, eine zentrale Behörde zur Führung von Gesundheitsstatistiken, Vorbereitung von Gesundheitsgesetzen und Ausführung der Rechtsvorschriften einzurichten, kam Bismarck durch die Beauftragung der Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen in Preußen entgegen, ein entsprechendes Gutachten zu erstellen, das im November 1871 vorgelegt wurde. Das Gutachten hielt allerdings die Errichtung einer zentralen Gesundheitsbehörde im Deutschen Reich mit exekutiver Gewalt ohne Ausdehnung der Kompetenzen des Reichs nicht für durchführbar. Erst eine Resolution des Bundesratsauschusses für Handel und Verkehr von 1873 und Beratungen im Reichstag im Zusammenhang mit der Verabschiedung des Reichsimpfgesetzes von 1874 führten schließlich 1876 zur Gründung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes mit Sitz in Berlin im Geschäftsbereich des Reichskanzleramtes, seit 1879 beim Reichsamt des Innern [Detailliert dazu: Stürzbecher, Manfred, 100 Jahre Forschung für die Gesundheit. Vom Kaiserlichen Gesundheitsamt zum Bundesgesundheitsamt, in: Die Berliner Ärztekammer, 13. Jahrgang, Heft 4, 1976, S. 147-154]. Neben den ursprünglichen Aufgaben der Vorbereitung der Gesetzgebung des Medizinal- und Veterinärwesens, Beobachtung der Durchführung der im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege getroffenen Maßnahmen und der Erstellung medizinischer Statistiken für das Reich übernahm das Amt Forschungsaufgaben. Die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden der Bundesstaaten erforderte mehr Personal als im Haushalt vorgesehen war, so dass ab 1880 medizinische Sachverständige als außerordentliche Mitglieder für Sonderaufgaben ernannt wurden. Die Zunahme von Epidemien Ende des 19. Jahrhunderts führten zum Reichsseuchengesetz im Jahre 1900, das auch die Bildung eines Reichsgesundheitsrats beinhaltete. Dieser hatte das Kaiserliche Gesundheitsamt zur Bewältigung der Aufgaben zu unterstützen. Personal erhielt das Amt außerdem durch die Abordnung von Sanitäts- und Veterinäroffizieren des Heeres und der Marine. Den kontinuierlichen Ausbau des Kaiserlichen Gesundheitsamtes mit Personal, Grundstücken und Gebäuden unterbrach der Erste Weltkrieg. Die 1918 in Reichsgesundheitsamt umbenannte Einrichtung erhielt 1923 weitere Forschungskapazitäten durch die Eingliederung der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen, 1924 wurde die Opiumstelle integriert. Ende 1924 übernahm das Amt das Sozialhygienische Archiv der Zentralstelle für Volkswohlfahrt. Neben Erweiterungen der Aufgabengebiete ging 1925 jedoch die Zuständigkeit der Medizinal- und Veterinärstatistik größtenteils an das Statistische Reichsamt über. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden strukturelle Änderungen an der Behörde vorgenommen und der Personalbestand erhöht. Es entstand u.a. eine Abteilung für Erb- und Rassenpflege. Die Einrichtungen der Kaiser-Wilhelms-Akademie wurden ausgegliedert, der Reichsgesundheitsrat wurde mit Ablauf der letzten Wahlperiode Ende 1933 nicht neu besetzt und das Preußische Institut für Infektionskrankheiten „Robert Koch" sowie die Preußische Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene 1935 dem Reichsgesundheitsamt unterstellt. 1942 erhielten die beiden ehemals preußischen Einrichtungen als Reichsanstalten ihre Selbständigkeit zurück. Nach dem Zusammenbruch 1945 übernahm der Magistrat von Groß-Berlin kurz nach Kriegsende neben den beiden Reichsanstalten auch das Reichsgesundheitsamt mit Teilen des Personals in die Arbeitsgruppe B der Abteilung Gesundheitswesen zum Wiederaufbau einer medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Im Oktober 1945 entstand aus der Arbeitsgruppe B das Zentralinstitut für Hygiene und Gesundheitsdienst, 1948 nach Umstrukturierungen das Robert Koch Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten. 1952 wurden schließlich die bis dahin unter der Verwaltung des Berliner Magistrats stehenden Einrichtungen im neu errichteten Bundesgesundheitsamt organisatorisch neu gegliedert. Leiter des Kaiserlichen Gesundheitsamtes/Reichsgesundheitsamtes 1876 - 1884 Direktor Heinrich Struck 1884 - 1885 kommissarische Leitung durch Robert Koch 1885 - 1905 Direktor, ab 1900 Präsident Karl Köhler 1905 - 1926 Präsident Franz Bumm 1926 - 1933 Präsident Carl Hamel 1933 - 1945 kommissarische Leitung, ab 1. Oktober 1933 Präsident Hans Reiter Abteilungen des Reichsgesundheitsamtes (Stand 1926) 1) Chemisch-hygienische Abteilung 2) Medizinische Abteilung 3) Veterinärabteilung 4) Bakteriologische Abteilung Abteilungen des Reichsgesundheitsamtes (Stand 1939) 1) Abteilung A, Humanmedizin 2) Abteilung B, Veterinärmedizin mit einer experimentellen Unterabteilung 3) Abteilung C, Chemie 4) Abteilung E, allgemeine und Arbeitshygiene 5) Abteilung F, Pharmakologie und Physiologie 6) Abteilung G, Arzneimittel und Opium 7) Abteilung J, Biochemie 8) Abteilung L, Erb- und Rassenpflege mit vier Unterabteilungen 1. Allgemeine und angewandte Erb- und Rassenpflege 2. Kriminalbiologische Forschungsstelle 3. Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle 4. Erbwissenschaftliches Forschungsinstitut 9) Abteilung N, Ernährungsphysiologie 10) Abteilung V, Verwaltung Abteilungen des Instituts für Infektionskrankheiten „Robert Koch" (Stand 1939) 1) Seuchenbekämpfung 2) Untersuchungsstation 3) Tuberkulose 4) Pocken 5) Wutschutz 6) Serologie 7) Viruskrankheiten 8) Zellforschung 9) Tropenkrankheiten 10) Desinfektion 11) Koch-Museum Abteilungen der Landesanstalt für Wasser-, Boden und Lufthygiene (Stand 1939) 1) Trinkwasserversorgung, hygienisch 2) Trinkwasserversorgung, chemisch 3) Abwasserbeseitigung, chemisch 4) Wasserbiologie 5) Lufthygiene 6) Wasser- und Abwassertechnik 7) Hygienische Schädlingsbekämpfung Reichsgesundheitsrat (Stand 1920) Vorsitzender: Bumm, Präsident Stellvertretender Vorsitzender: Rubner, Preußischer Geheimer Ober-Medizinal-Rat Mitglieder: 92, in neun Ausschüsse: 1) Gesundheitswesen im Allgemeinen, insbesondere soweit Wohnung, Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Bekleidung, Schule, Bäder, Bestattung und Beförderung von Leichen in Betracht kommen 2) Ernährungswesen - ausschließlich Fleischbeschau 3) Wasserversorgung und Beseitigung der Abfallstoffe, einschließlich der Reinhaltung von Gewässern 4) Gewerbehygiene 5) Seuchenbekämpfung, einschließlich Desinfektion 6) Heilwesen im Allgemeinen, insbesondere Unterbringung, Behandlung und Beförderung von Kranken, Angelegenheiten des Heilpersonals 7) Heilmittel, einschließlich des Verkehrs mit Giften 8) Schiffs- und Tropenhygiene 9) Veterinärwesen, einschließlich Tierseuchenstatistik, Angelegenheiten des Veterinärpersonals und Fleischbeschau Verbindungen zu weiteren Gesundheitseinrichtungen Den mangelnden Einfluss aufgrund fehlender exekutiver Zuständigkeiten glich das Reichsgesundheitsamt durch eine enge Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden auf landes- und kommunaler Ebene, privaten Verbänden und ausländischen Institutionen aus. Mitarbeiter nahmen Funktionen in Leitungsgremien von Gesundheitseinrichtungen war. Präsident Franz Bumm war in der Weimarer Republik u.a. • Vorsitzender des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose • Vorsitzender des Kuratoriums des Kaiserin-Auguste-Victoria-Hauses • Vorsitzender der Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit • Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Säuglingsschutz • Stellvertretender Vorsitzender im Preußischen Roten Kreuz • Mitglied des Hauptvorstandes des Deutschen Roten Kreuzes • Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Zentralkomitees für Zahnpflege in Schulen • Ausschussmitglied in der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten • Ausschussmitglied in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen Nach der Aufnahme des Deutschen Reichs in den Völkerbund wurde Präsident Hamel • Mitglied im Hygiene-Komitee des Völkerbundes und • Ständiger deutscher Vertreter beim Internationalen Gesundheitsamt in Paris Präsident Hans Reiter fungierte als • Hauptstellenleiter im Hauptamt für Volksgesundheit der NSDAP und • Mitglied des Sachverständigenbeirates für Volksgesundheit im Stabe des Stellvertreters des Führers • Leiter der Arbeitsgemeinschaft der ärztlichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereine • Ständiger deutscher Vertreter beim Internationalen Gesundheitsamt in Paris
- EHRI
- Archief
- de-002429-r_86
Bij bronnen vindt u soms teksten met termen die we tegenwoordig niet meer zouden gebruiken, omdat ze als kwetsend of uitsluitend worden ervaren.Lees meer