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Deutsche Friedens-Union

Geschichte des Bestandsbildners Organisationsgeschichte der DFU Aufgrund ausbleibender Erfolge bei Bundes- und Landtagswahlen gehörte die ‚Deutsche Friedens-Union' (DFU) zu den zahlreichen Parteien in der Bundesrepublik, die ihr Dasein „im Schatten der Macht" fristeten. Dass sie dennoch eine der umstrittensten westdeutschen Kleinparteien gewesen ist, und häufig Gegenstand von Berichterstattungen und Diskussionen war, die auch nach Auflösung ihrer Bundesorganisation im Jahre 1990 nicht abebbten, hängt mit ihrer besonderen Rolle im ‚doppelten Deutschland' zusammen. Als ‚Anerkennungspartei', die für das Existenzrecht der DDR eintrat, war sie im bundesdeutschen Parteienwettbewerb weitgehend isoliert, zumal ihre politischen Vorstellungen und Lösungsansätze in der Regel eine kritische Distanz zu den Positionen Ost-Berlins vermissen ließen. Seit ihrer Gründung wurde sie daher vom politischen Gegner entsprechend attackiert und aufgrund ihrer Initialen „Die Freunde Ulbrichts" genannt. Auch wenn dies keineswegs allen aktiven Mitgliedern bewusst gewesen sein mag, spielte die DFU in den deutschland- und westpolitischen Konzeptionen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) tatsächlich eine wichtige Rolle. In ihrem Anfang Dezember 1960 veröffentlichten Gründungsaufruf zeigten sich die Unterzeichner „entschlossen, eine neue politische Kraft zu schaffen", um der „sinnlosen und gefährlichen Rüstungspolitik den Kampf" anzusagen. Die politischen Entscheidungen der Bundesregierung hätten weder die versprochene Sicherheit noch die Wiedervereinigung gebracht, so dass eine Politik notwendig sei, „die entschlossen auf den Frieden" hinarbeite. Im Laufe des Jahres 1960 hatten sich verschiedene in Gegnerschaft zur Bonner Regierungspolitik stehende Gruppierungen und Persönlichkeiten Gedanken um eine Wahlalternative für die im Herbst 1961 anstehenden Bundestagswahlen gemacht, da in diesen Kreisen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands als größte Oppositionspartei nicht mehr wählbar erschien. Der Grund lag zum einen im Ende 1959 auf dem Bad Godesberger Sonderparteitag beschlossenen Grundsatzprogramm, in welchem sich die SPD zum Unwillen von Teilen ihres linken Parteiflügels von marxistischen Positionen gelöst hatte. Zum anderen zog sich die SPD spürbar aus der von ihr mitinitiierten Anti-Atom-Bewegung zurück, was in pazifistischen Kreisen einen erheblichen Ansehensverlust mit sich brachte. Zudem vollzog die Führung der deutschen Sozialdemokratie im Sommer 1960 einen programmatischen Kurswechsel ihrer außenpolitischen Vorstellungen und bekannte sich ausdrücklich zur Verankerung der Bundesrepublik im atlantischen Bündnis. Die SPD hatte somit ihren Frieden mit der von ihr jahrelang bekämpften Westintegrationspolitik Adenauers gemacht. Dieser Schritt der SPD wirkte nach Ansicht des DFU-Mitbegründers und damaligen Funktionärs der sozialdemokratischen Jugendorganisation ‚Die Falken', Lorenz Knorr, „desorientierend" auf die vielen SPD-Mitglieder, die „aktiv am Kampf gegen Remilitarisierung, NATO-Beitritt, atomare Aufrüstung und die ‚falsche Gesamtpolitik Adenauers' beteiligt waren." Bereits zu Beginn des Jahres 1960 hatten sich abtrünnige SPD-Politiker im ‚Zentralausschuss der ausgeschlossenen und ausgetretenen Sozialdemokraten' zusammengefunden, auf dessen Anregung zahlreiche Linkssozialisten Anfang November 1960 die ‚Vereinigung Unabhängiger Sozialisten' (VUS) ins Leben riefen. Die VUS-Aktivisten lehnten mehrheitlich die Gründung einer neuen sozialistischen Partei ab und favorisierten die Etablierung einer sich auf breite oppositionelle Kräfte stützende sozial orientierte ‚Friedenspartei'. Im Sommer 1960 hatten daher Mitglieder des ‚Zentralausschusses der ausgeschlossenen und ausgetretenen Sozialdemokraten' Kontakt zu Vertretern anderer regierungskritischer Kreise aufgenommen, um im Hinblick auf die im Folgejahr anstehenden Bundestagswahlen ein geschlossenes und wirksames Auftreten der Opposition zu forcieren. Zu diesen Kreisen zählte der nationalneutralistische „Deutsche Klub 1954" unter Vorsitz von Karl Graf von Westphalen, der Mitherausgeber der 1956 erstmals erschienenen ‚Blätter für deutsche und internationale Politik' war, in dessen Autorenpool es zahlreiche Sympathisanten der DFU gab. Vertreter dieses eher linksbürgerlichen Spektrums veröffentlichten Mitte Oktober 1960 einen Aufruf, in dem sie an die Pflicht aller Befürworter der deutsch-deutschen Verständigung und Gegner der atomaren Aufrüstung appellierten, „sich über parteipolitische und ideologische Schranken hinweg zusammenzuschließen." Inhaltlich deckungsgleich war ein Aufruf von Vertretern der kirchlichen Bruderschaften der Evangelischen Kirche, in dem alle politischen Kräfte, die bereit seien, sich für Abrüstung und Ost-West- Verständigung einzusetzen, ersucht wurden, im Hinblick auf die anstehenden Bundestagswahlen „miteinander Fühlung aufzunehmen." Darüber hinaus sprach sich der ‚Bund der Deutschen' (BdD), eine im Frühjahr 1953 unter Vorsitz des ehemaligen Reichskanzlers Joseph Wirth und des ersten Mönchengladbacher Nachkriegsoberbürgermeisters Wilhelm Elfes gegründete Partei, für eine Zusammenfassung regierungskritischer Kreise aus. Am 29. Oktober 1960 beschlossen 36 Vertreter dieser unterschiedlichen Vereinigungen und Zirkel bei einem Treffen in Frankfurt, „eine Union zu gründen, die alle umfassen soll, die aus Gewissen und Verantwortung die bisherige Politik für ein Verderben halten und in letzter Stunde dazu bereits sind, sich auf ein politisches Notprogramm zu einigen." Auf dieses ‚Notprogramm' sollten sich auch Mitglieder der seit 1956 verbotenen KPD verpflichten. Trotz späterer Modifikationen der gesamtdeutschen Arbeit, die sich an den jeweiligen Handlungsspielräumen der DDR orientierten, sah die deutschlandpolitische Position der DDR vor, dass eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten ausschließlich unter sozialistischen Vorzeichen realisiert werden könne. Zum einen sollte eine politisch und ökonomisch gefestigte DDR als ‚Kernstaat' auf den westdeutschen Teilstaat ausstrahlen, zum anderen der Umwandlungsprozess in der Bundesrepublik durch eine operative „Arbeit nach Westdeutschland" - auch „Westarbeit" genannt - gefördert werden. Der Begriff „Westarbeit" umschreibt die allgemeine Agitation und Propaganda in der Bundesrepublik, dessen Ziel es war, politisch-ideologisch auf Persönlichkeiten in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft einzuwirken, die im Sinne der DDR auf die Meinungsbildung in Westdeutschland Einfluss nehmen sollten. Diese verdeckte Einflussnahme sollte u.a. durch die Etablierung befreundeter westdeutscher Bündnispartner erfolgen, deren enge Verbindungen zur KPD bzw. SED nicht für jedermann sofort sichtbar waren. Nachdem wahlpolitische Erfolge des ‚Bundes der Deutschen' (BdD) ausgeblieben waren, formulierte die KPD-Führung bereits Ende 1958 das Ziel, „aus allen Parteien und Schichten der Bevölkerung (…) einflussreiche Kräfte zu gewinnen und zu einer nationalen Sammlungsbewegung zusammenzuschließen (…), die mit ihrem konstruktiven nationalen Programm an den Wahlen zum Bundestag im Jahre 1961 teilnehmen" könne. Die SED registrierte sorgsam die Tendenzen der sich herauskristallisierenden oppositionellen Zirkel und Vereinigungen in der Bundesrepublik und formulierte als Ziel ihres taktischen Vorgehens bei den Bundestagswahlen, „die Sammlung aller nationalen und friedliebenden Kräfte in Westdeutschland bis in die Reihen der Bourgeoisie voranzutreiben" und sie „soweit zu beeinflussen, dass sie offen (…) gegen die Politik der Adenauer und Strauß kämpfen." Die Gründungsversammlung der Deutschen Friedens-Union fand am 17. Dezember 1960 im Stuttgarter ‚Höhenrestaurant Schönblick' statt. Nach Auskunft der DFU-Mitbegründerin Renate Riemeck sollte der Parteiname „den Zusammenhalt von Bürgern der Bundesrepublik und der DDR" signalisieren (‚Deutsche'), aufgrund der potentiellen Kriegsgefahr „der Einsatz für den ‚Frieden' betont werden" und im Namen ‚Union' „die weltanschauliche Breite ihrer Trägerschaft zum Ausdruck kommen." Die Stuttgarter Gründungskonferenz machte jedoch deutlich, dass sich diese gewünschte Breite des politischen Spektrums innerhalb der Partei nicht wiederfand. Gegenüber den an einer Unionsgründung interessierten Vereinigungen hatte sich der Kreis der an der Parteikonstituierung beteiligten Personen erheblich verengt. Die Gründung der neuen Partei reduzierte sich auf die Etablierung eines politischen Bündnisses von Kommunisten und Sozialisten, linken Christen aus Kreisen der kirchlichen Bruderschaften sowie verschiedenen pazifistischen Organisationen und einigen bürgerlich-konservativen Persönlichkeiten. Entsprechend der bündnispolitischen Ausrichtung der Partei lag der Schwerpunkt des ersten Programms auf der Außen-, Sicherheits- und Deutschlandpolitik. Um ihre politischen Ziele ‚Frieden', ‚Sicherheit' und ‚Wiedervereinigung' zu erreichen, forderte die DFU ein Atomwaffenverzicht, die Schaffung einer kernwaffenfreien Zone in Europa, eine militärische Neutralisierung Deutschlands sowie ernsthafte Ost-West- Verhandlungen. Sozial- und wirtschaftspolitische Forderungen beschränkten sich weitgehend auf den Ausbau staatlicher Sozialleistungen, für den nach der gewünschten Abkehr von der Rüstungspolitik auch finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Die innenpolitischen Aussagen fokussierten sich weitgehend auf ein Eintreten für die Erhaltung der staatsbürgerlichen Grundrechte. Die Beschränkung auf den kleinsten gemeinsamen politischen Nenner sollte die Einbindung möglichst Vieler unabhängig von sonstigen sozialen, religiösen und ideologischen Bindungen garantieren. In den Monaten Februar und März 1961 konstituierten sich die Landesverbände der Deutschen Friedens-Union. Entsprechend der Wahlkreiseinteilung für die Bundestagswahlen erfolgte im Frühjahr 1961 die Gründung der DFU-Bezirksverbände in den einzelnen Bundesländern. Im Wahlkampf hatte die neue Partei einen schweren Stand. Bereits im Februar 1961 warnte Bundesinnenminister Gerhard Schröder im Deutschen Bundestag ausdrücklich vor der DFU, „mit deren Hilfe der Kommunismus sich eine Plattform verschaffen möchte, um in den Parlamenten (…) wieder Fuß zu fassen und von dort aus Einfluss auf das politische Leben in der Bundesrepublik zu gewinnen." Auch die SPD vertrat die Ansicht, „dass diese Union ein wesentlicher Bestandteil des strategischen Planes der Kommunisten" sei, der helfen solle, „die Bundesrepublik zu unterhöhlen und von innen heraus sturmreif zu machen" Ein von den Sozialdemokraten gefordertes Verbot der DFU wurde von der CDU und FDP mit dem Hinweis abgelehnt, der SPD gehe es dabei lediglich um parteitaktische Überlegungen. Allerdings war diese Entscheidung der beiden Regierungsparteien ebenfalls wahltaktisch motiviert, da die DFU vor allem für die SPD eine potentielle Konkurrentin darstellte. Der nordrhein-westfälische Innenminister Josef Hermann Dufhues erklärte im August 1961 vor dem CDU-Bundesvorstand, man solle „gegen die DFU nichts tun" sondern „sie in Ruhe arbeiten lassen." Schließlich ziehe sie „einen großen Teil der unzufriedenen SPD-Wähler ab", was „durchaus in unserem Interesse" liege. Vom politischen Gegner als „Parteigänger Moskaus" oder „Pankows neue Friedensengel" bezeichnet, gelang es der für einen Ausgleich mit dem Osten werbenden DFU nicht, in breitere Wählerschichten einzudringen, zumal offizielle Verlautbarungen in der DDR sie als einzig wählbare Alternative in der BRD präsentierten und der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 die ohnehin geringen Wahlchancen auf ein Minimum schwinden ließ. Der von der SED als Werbeleiter für den DFU-Wahlkampf eingesetzte illegale KPD-Aktivist und langjährige Chefredakteur der Zeitschrift ‚konkret', Klaus Rainer Röhl, erklärt rückblickend, der Mauerbau habe „der DFU das Rückgrat gebrochen." In einer ersten Stellungnahme der DFU-Bundesgeschäftsstelle hieß es, die „neuen Kontrollmaßnahmen in Berlin" hätten „die verantwortlichen Politiker der Bundesrepublik (…) durch ihre eigene verhandlungsfeindliche Deutschlandpolitik verschuldet." Diese eindeutig auf SED-Linie liegende Position fand in der DFU keineswegs ungeteilte Zustimmung und führte zu ersten Parteiaustritten von führenden Parteivertretern. Das Unbehagen zahlreicher DFU-Aktivisten nahm nach dem enttäuschenden Ausgang der Bundestagswahlen am 17. September 1961, bei dem die Deutsche Friedens-Union lediglich 1,9 % der Stimmen erhielt, zu. Nicht wenige vertraten im Hinblick auf die seitens der Parteiführung stets mit Wohlwollen bedachte DDR-Politik die Ansicht, das Ziel der DFU sei weder „eine staatlich gelenkte Meinung zu organisieren" noch „eine politische Vormundschaft über politisch Andersdenkende." Die verantwortlichen Stellen in Ost-Berlin registrierten mit Sorge, dass „wachsende Meinungsverschiedenheiten und antikommunistische Positionen" innerhalb der Partei an Boden gewännen. Das unterkühlte Verhältnis zwischen Kommunisten und Nicht-Kommunisten in der DFU bestand vor allem in den 1960er Jahren weiter fort und führte etwa im Frühjahr 1963 zum Parteiausschluss einer Gruppe um den niedersächsischen DFU-Landesvorsitzenden Gerhard Bednarski. Zwar wurde die Mitarbeit von Kommunisten innerhalb der DFU grundsätzlich befürwortet, über das Ausmaß ihres Einflusses gab es jedoch unterschiedliche Auffassungen. Nach ihrem enttäuschendem Abschneiden bei den Bundestagswahlen im Jahre 1965, bei der die Partei lediglich 1,3% der Wählerstimmen bekam, plädierten einzelne Landesverbände, sich deutlicher von kommunistischen Positionen abzugrenzen. Die Mitarbeit von KPD-Kadern und deren Einfluss innerhalb der DFU blieb jedoch bestehen. Für die im Jahr 1967 anstehenden Landtagswahlen erging etwa an die westdeutschen Kommunisten die Direktive, die DFU „wirksam zu unterstützen und ihr aktive Hilfe im Wahlkampf" zukommen zu lassen. Allein schon aus finanziellen Gründen war die DFU auf die offiziell stets geleugneten und nicht allen Unions-Aktivisten bekannten Zuwendungen aus Ost-Berlin angewiesen. Über die selbst SED-intern sorgsam abgeschirmte ‚Abteilung Verkehr' des Zentralkomitees der Einheitspartei wurde mit verdeckten Zahlungen neben anderen Organisationen auch die DFU alimentiert. Zu Beginn der 1970er Jahre erhielt sie z.B. monatlich 277 000 DM. Neben ihren wenig erfolgreichen Wahlbeteiligungen - abgesehen von lokalen Erfolgen erzielte sie ihr bestes Ergebnis auf Landesebene mit 4,2% bei den Wahlen zur Bremer Bürgerschaft im Jahre 1967 ‧- beteiligte sich die DFU an zahlreichen außerparlamentarischen Aktionen und Bewegungen. Aufgrund der aktiven Beteiligung von zahlreichen ihrer Mitglieder warb die Deutsche Friedens-Union gelegentlich offen für die Ostermarschmarsch-Bewegung so dass deren Sprecher - wie etwa im Wahljahr 1965 - die DFU-Führung an die „strikte Beachtung der parteipolitischen Neutralität" erinnern musste und zudem betonte, es dürfe nicht der Eindruck entstehen, als wäre die Ostermarsch-Kampagne „eine außerparlamentarische Hilfsaktion der DFU." Auch die pazifistischen Organisationen in der Bundesrepublik pochten nach Gründung der in ihren Reihen zum Teil befürworteten DFU auf parteipolitische Neutralität, zumal ein offenes Werben für die schlecht beleumundete Union negative Auswirkungen auf das Erscheinungsbild ihrer eigenen Organisationen gehabt hätte. Sehr aktiv beteiligte sich die DFU an Aktionen gegen die Verabschiedung der Notstandsgesetze, welche die alliierten Sicherheitsvorbehalte aus dem 1955 in Kraft getretenen Deutschlandvertrag ablösen sollten. Die DFU sah seit ihrer Gründung in der Notstandsgesetzgebung „die innenpolitische Ergänzung der sinnlosen Rüstungs- und Militärpolitik" mit der das Ziel verfolgt werden solle, „die Rechte der verfassungsgemäß gewählten, gesetzgebenden Körperschaften der Bundesrepublik Deutschland außer Kraft zu setzen und der Bundesregierung (…) autoritäre Vollmachten zu übertragen." Erst nach Bildung der Großen Koalition, die nach Ansicht der DFU „die gefährliche Politik der Unionsparteien" rette und weiterführe, passierten die Notstandsgesetze im Mai 1968 die parlamentarischen Hürden. Wenige Wochen später beschloss ein außerordentlicher Parteitag der DFU die Beteiligung der DFU an einem Aktions- und Wahlbündnis zur Bundestagswahl 1969. Bereits unmittelbar nach Bildung der Großen Koalition hatte DFU-Direktoriumsmitglied Arno Berhrisch dafür geworben, dass sich alle demokratisch-oppositionellen Kräfte „von einer geläuterten FDP bis hin zu den linken Sozialisten (…) ohne Preisgabe ihrer organisatorischen Eigenständigkeit (…) bis 1969 zu einer Wahlunion zusammenschließen" sollten. Nach langwierigen Diskussionen innerhalb der links von der SPD stehenden politischen Zirkel und Parteien schlossen sich verschiedene Kreise am 7. Dezember 1968 in Frankfurt am Main zur Partei „Aktion Demokratischer Fortschritt" (ADF) zusammen. Die Tatsache, dass sich die erst wenige Wochen zuvor neu gegründete „Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) am Bündnis beteiligte, ließ das ADF-Spektrum von Beginn an erheblich schrumpfen. Vor allem die rückhaltlose Zustimmung der westdeutschen Kommunisten zur Niederschlagung des ‚Prager Frühlings' durch die Truppen des Warschauer Paktes, hatte die DKP in den regierungskritischen Kreisen der Bundesrepublik weitgehend diskreditiert - und somit auch das neu geschmiedete Wahlbündnis. Neben der DKP waren innerhalb der ADF vor allem jene Organisationen vertreten, die in den Jahren zuvor bereits im Rahmen der DFU versucht hatten, parlamentarische Erfolge zu erzielen. Das Ergebnis der Aktion Demokratischer Fortschritt bei den Bundestagswahlen im September 1969 war mit einem Stimmenanteil von lediglich 0,6% ernüchternd; sie trat in der Folgezeit als Aktionsbündnis nur noch kurzzeitig, als Wahlpartei überhaupt nicht mehr in Erscheinung. Die DFU begrüßte den ‚Machtwechsel' in Bonn, beabsichtigte aber die neue sozial-liberale Regierungskoalition „ständig mit konstruktiver Kritik und weiterführenden Alternativen zu konfrontieren." Zudem kündigte sie an, „wieder viel stärker mit eigenen Vorschlägen und Aktionen in die praktische Politik eingreifen" zu wollen. Als selbständige Wahlpartei trat die DFU in der Folge allerdings nicht mehr in Erscheinung und kandidierte lediglich in einigen Wahlkreisen bei verschiedenen Wahlen auf Kommunal- und Landesebene, um ihren Parteienstatus nicht zu verlieren. DFU-Bundesgeschäftsführer Heinrich Werner erklärte entsprechend auf dem 5. Unionstag im November 1970, die von der Partei angestrebte „demokratische Bündnispolitik" erfordere „neue (…) flexible Arbeits- und Organisationsformen." Mit Hilfe der Bildung von fachspezifischen ‚Kommissionen' und ‚Arbeitskreisen' - etwa der ‚Bildungspolitischen Kommission' und dem ‚Arbeitskreis für Mittelstandsfragen'- versuchte die DFU, in verschiedenen Personengruppen für ihre politischen Vorstellungen zu werben. Durch die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel war nach eigenem Bekunden der DFU „ein Teil [ihrer] außenpolitischen Vorstellungen realisiert worden", so dass sie sich in den 1970er Jahren „stärker als zuvor auch innenpolitischen Themen zugewandt" habe. Sie setzte sich für grundlegende Reformen in der Bildungspolitik ein und forderte in diesem Bereich eine „Überwindung des Antikommunismus", eine „Erziehung im Sinne der friedlichen Koexistenz" sowie die „Einübung antiimperialistischer Solidarität". Besonders engagierte sich die DFU gegen die mit dem ‚Extremismusbeschluss' einhergehenden Berufsverbote. Dieser von den Innenministern des Bundes und der Länder im Januar 1972 gefasste Beschluss legte fest, dass Mitgliedern einer als verfassungsfeindlich eingestuften Organisation Berufe im öffentlichen Dienst verwehrt blieben. Die DFU-Führung sah in den Berufsverboten einen Verstoß gegen grundlegende Verfassungsrechte und die Fortsetzung „einer ungebrochenen antikommunistischen Tradition" in Deutschland. Horst Bethge und Erich Roßmann - Mitglieder des DFU-Bundesvorstandes - zählten zu den Initiatoren der im Juni 1973 gegründeten bundesweiten ‚Initiative „Weg mit den Berufsverboten!"', die mit verschiedenen Kampagnen auf die Problematik aufmerksam zu machen versuchte. Als Kernaufgabe betrachtete die DFU jedoch nach wie vor den ‚Kampf um den Frieden'. Nachdem die im Jahre 1977 einsetzenden Diskussionen über die Stationierung von Neutronenbomben als Antwort auf die sowjetische Aufrüstung mit atomaren Mittelstreckenraketen bereits zu einer starken Sensibilisierung des Rüstungsthemas in der Bevölkerung geführt hatte, kam es nach der Verabschiedung des NATO-Doppelbeschlusses im Dezember 1979 zu einer erheblichen Massenmobilisierung der Friedensbewegung. Mit dem maßgeblich von Bundeskanzler Helmut Schmidt initiierten Doppelbeschluss forderte der Westen die Sowjetunion zu Verhandlungen über die Reduzierung ihrer atomaren Mittelstreckenraketen auf, kündigte aber zeitgleich an, bei einem Scheitern der auf einen Zeitraum von vier Jahren angelegten Gesprächsrunden ebenfalls neue Raketen in Westeuropa zu stationieren, um das sicherheitspolitische Gleichgewicht wiederherzustellen. In einer Erklärung des DFU-Direktorium zur Entscheidung des NATO-Ministerrates heißt es, „was schönfärberisch mit ‚Nachrüstung' ausgegeben" und mit „der Lüge von der ‚roten Gefahr' als unumgänglich ausgewiesen" werde, sei „in Wahrheit die Absicht, das strategische Gleichgewicht zugunsten des Westens zu verändern." Die DFU-Führung zeigte sich bereit, „diesen Beschluss nicht widerstandslos hinzunehmen." Gleichwohl die Ansicht, die bundesdeutsche Friedens- und Protestbewegung sei ‚von Moskau initiiert und gesteuert worden', die Rolle des DKP-nahen Spektrums bei weitem überschätzt, steht außer Frage, dass es in dieser heterogenen Bewegung Kräfte gab, die die politische Ausrichtung des Protestes nach Vorstellungen der SED voranzutreiben versuchten. Für die DKP und ihr bündnispolitisches Umfeld kam es darauf an, auf der Basis einer breiten Sammlung Massenaktionen ins Leben zu rufen, die prominente ‚bürgerliche' Nichtkommunisten mit einschloss, um die Überparteilichkeit ihrer ‚Friedensaktivitäten' zu unterstreichen. Ein Erfolg dieser kooperativen Linie zeigte sich bei dem hauptsächlich von der DFU initiierten ‚Krefelder Appell', einer Ende 1980 gestarteten Unterschriftenkampagne, die lediglich die Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen verurteilte. An der Zusammenkunft im Krefelder Seidenweberhaus am 15./16. November 1980, nahmen etwa 1000 geladene Gäste teil, unter ihnen Petra Kelly von der erst zu Jahresbeginn gegründeten Partei ‚Die Grünen' sowie der kurz zuvor aus der Bundeswehr ausgeschiedene General Gert Bastian. DFU-Direktoriumsmitglied Josef Weber wurde Sprecher der nach dem Forum gegründeten ‚Krefelder Initiative' (KI), die in der Folgezeit um weitere Zustimmung für den Appell „Der Atomtod bedroht uns alle - Keine Atomraketen in Europa!" warb. Nach eigenem Selbstverständnis oblag der DFU die Aufgabe, als „bewährte Bündniskraft mit vielfältigen Erfahrungen und organisatorischem Leistungsvermögen" mit dafür zu sorgen, „aus dem gegenwärtigen Nebeneinander vielfältiger Gruppen für den Frieden (…) immer mehr Gemeinsamkeit und Miteinander in der Aktion (…) realisieren zu helfen." Nach Angaben der Krefelder Initiative hatten im November 1983, an dem der Bundestag die Stationierung der amerikanischen Mittelstreckenraketen beschloss, bereits mehr als fünf Millionen Menschen den Krefelder Appell unterschrieben. Unabhängig von den tatsächlich geleisteten Unterschriften steht außer Frage, dass die (Mit)Initiierung des Krefelder Appells der größte Mobilisierungserfolg der DFU gewesen ist. Die Verantwortlichen des ‚Friedensrates der DDR', der als nationale Sektion des sowjetisch dominierten Weltfriedensrates bereits seit Mitte der 1960er Jahre zum ersten Ansprechpartner der Deutschen Friedens-Union im zweiten deutschen Staat zählte, registrierten Mitte der 1980er Jahre mit Sorge, dass der Beginn der Raketenstationierung in der Bundesrepublik „die Phase der Resignation, der Ratlosigkeit über die weiteren Aufgaben [der Friedensbewegung] stärker als erwartet begünstigt" habe. Auch innerhalb der DFU, die unmittelbar nach dem Bundestagsbeschluss zur Stationierung der amerikanischen Mittelstreckenraketen noch selbstsicher verkündete, es sei nun „nicht die Zeit, an der Kraft dieser Bewegung zu zweifeln und die Chancen des schließlichen Sieges der Vernunft in Abrede zu stellen" konstatierte man im Frühjahr 1984, man sei nun gefordert, die „Wirkungsmöglichkeiten für die nächsten Jahre zu prüfen." Ein Außerordentlicher Unionstag der DFU beschloss am 31. Mai 1984 in Essen die Aufgabe des Partei-Status und legte fest, dass die Deutsche Friedens-Union fortan als ‚politische Vereinigung' innerhalb der demokratischen Bewegung für „ihre Grundpositionen, wie das Eintreten für friedliche Koexistenz und den Kampf gegen den Antikommunismus" werben werde. Bei den folgenden Wahlen zum Europaparlament im Jahre 1984 und zur Bundestagswahl 1987 unterstützte die DFU die DKP-dominierte ‚Friedensliste', die jedoch wahlpolitisch keinerlei Erfolge zeitigte. Die Zuspitzung der gesamtgesellschaftlichen Krisensymptome in Osteuropa in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre und die durch Michael Gorbatschow unter den Schlagwörtern ‚Glasnost' und ‚Perestroika' in der Sowjetunion einsetzenden Reformen, führten innerhalb der kommunistischen Parteien zu Überprüfungen ihrer politischen Strategie. Die SED-Führung lehnte die Reformvorstöße der Moskauer Führung ebenso ab, wie die sich der Ost-Berliner Linie verpflichtete Parteiführung der DKP um Herbert Mies. Die DFU ging in ihrer nach einem fast zweijährigen Diskussionsprozess im Juni 1989 verabschiedeten ‚Programmatischen Erklärung' nicht konkret auf die rasanten Veränderungen in Osteuropa ein und unterstrich lediglich, man sei „überzeugt, dass in einer Periode des Umbruchs die politische Vereinigung DFU große Aufgaben und Möglichkeiten" habe, „an der Durchsetzung eines neuen Denkens und einer neuen Politik mitzuwirken." Nachdem die DFU-Führung noch im Februar 1989 die „schon traditionelle Friedenspolitik der DDR" lobte, mehrten sich im Sommer kritische Stimmen. Die blutige Niederschlagung der Protestbewegung auf dem Tiananmen-Platz in Peking durch die kommunistische Staats- und Parteiführung Chinas, die SED-Politbüro-Mitglied Egon Krenz als notwendige Maßnahme zur Abwehr eines „konterrevolutionären Umsturzes" bezeichnete, wurde seitens der DFU-Führung heftig kritisiert. In einem Telegramm an die Chinesische Botschaft in Bonn protestierte man „gegen das gewaltsame Vorgehen der Armee in Peking" und betonte, dass „mit Panzern (…) ein Prozess der Demokratisierung nicht aufzuhalten" sei. Die vom bayerischen DFU-Landesvorsitzende Gerhard Bitterwolf Ende Juni 1989 diagnostizierten „Merkmale einer tiefen politischen, ökonomischen und moralischen Krise, in der sich der Sozialismus nicht nur in der Sowjetunion" befinde, führten in der DDR im Herbst 1989 zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft, der ein abruptes Ende der finanziellen Unterstützung für die DKP und ihr ‚Bündnisumfeld' zur Folge hatte. Am 20. November 1989 kam der Arbeitsausschuss der DFU zu dem Schluss, dass das Ziel, die Deutsche Friedens-Union „zu erhalten, nur zu erreichen sei, wenn drastische Einsparungen, die Schließung von Büros und die Entlassung von Mitarbeitern sofort eingeleitet würden." Bundesgeschäftsführer Willi van Ooyen erklärte in einem Interview, durch „die Entwicklung in der DDR" sei „eine entscheidende Finanzquelle überraschend versiegt." Der geschäftsführende Vorstand des DFU-Landesverbandes Bremen bemerkte in einem Rundschreiben an die Mitglieder, nun sei „an den Tag gekommen, dass die DFU zu rund 80 Prozent von Geldern aus der DDR abhängig" gewesen sei. „Unsere offensichtliche Gutgläubigkeit, die uns nie" habe „nachfragen lassen, wie die finanzielle Basis der DFU" aussehe, räche „sich bitter." Die Organisation, „die sich der Demokratie und dem Frieden radikal verpflichtet" wisse, sei „durch konspirative Fremdfinanzierung diskreditiert worden." Die Bundesgeschäftsstelle der DFU wurde Ende März 1990 geschlossen, die Abwicklung der Landesgeschäftsstellen erfolgte ebenfalls zwischen Dezember 1989 und März 1990. Die Bremer DFU beschloss auf einer Mitgliederversammlung am 17. Januar 1990 als einziger Landesverband die „sofortige Auflösung (…) und den damit verbundenen Austritt aus dem Bundesverband der Deutschen Friedens-Union." Um die positiven Seiten der Arbeit der DFU nicht weiter zu diskreditieren, sei es „notwendig, jetzt einen eindeutigen Bruch zu vollziehen." Am 9. Juni 1990 beschlossen die Teilnehmer des letzten Unionstages im Gemeindesaal der Wiesbadener Ringkirche, „die DFU als Bundes-Organisation aufzulösen" und gaben für die Mitglieder die Empfehlung aus, „in Ländern, Regionen und Bezirken über die geeignete Form der Weiterarbeit zu beschließen." Die Landesverbände bemühten sich mit unterschiedlichem Erfolg, die politische Arbeit fortzuführen. Am 30. Juni 1990 konstituierte sich im Frankfurter DGB-Haus der Regionalverband ‚DFU-Rhein/Main', welcher in der Folge auch zentrale Koordinationsfunktionen übernahm, etwa in der Ostermarsch-Bewegung, in der sich weiterhin viele DFU-Mitglieder engagierten bzw. engagieren. Aufbau und Organisation der DFU Laut dem ersten, auf der Gründungsversammlung am 17. Dezember 1960 verabschiedeten Organisationsstatut war der Bundesparteitag - später ‚Unionstag' genannt - das oberste Organ der DFU. Dieser wählte den Bundesvorstand, dem im Rahmen der Beschlüsse des Bundesparteitags und der Satzung die politische und organisatorische Leitung der Partei oblag. Aus seiner Mitte wählte der Bundesvorstand den geschäftsführenden Vorstand sowie das Direktorium, welches die ‚kollektive Parteiführung' bildete. Die Mitgliederzahl des Direktoriums schwankte in den Jahren von 1961 bis 1985 zwischen drei und sieben Personen. Die Bundesgeschäftsstelle der DFU befand sich in Köln. Die nachgeordneten Gliederungen der DFU bestanden aus zehn Landesverbänden, deren Geschäftsstellen in den jeweiligen Landeshauptstädten beheimatet waren. In West-Berlin besaß die DFU aufgrund des besonderen Status der Stadt keinen Landesverband. Weiter existierten Bezirksverbände, die nach politischer und wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit die Bildung von Ortsverbänden genehmigen konnten. Eine Besonderheit waren die sogenannten ‚Beiräte', welche bei den einzelnen Verbandsgliederungen mit beratender Funktion eingerichtet werden konnten. In diese Beiräte, mit denen die DFU ihrem bündnispolitischen Sammlungscharakter Rechnung trug, konnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Einzelpersonen oder Vertreter von Organisationen berufen werden, wobei eine DFU-Mitgliedschaft nicht erforderlich war. Nach Aufgabe des Partei-Status durch Beschluss des Außerordentlichen Unionstages am 31. Mai 1984 in Essen blieben die Organe und Gliederungen weiterhin bestehen. Die ein Jahr später auf dem 11. Ordentlichen Unionstag am 21. April 1985 in Bremen beschlossene neue Satzung der DFU sah erstmalig die Wahl eines Arbeitsausschusses aus der Mitte des Bundesvorstandes vor, der als eine Art geschäftsführendes Gremium tätig werden sollte. Die DFU-Kommission für Organisationfragen kam auf ihrer Beratung zu Beginn des Jahres 1988 zu dem Schluss, „dass sich das Direktorium als Leitungsgremium überholt" und sich mittlerweile vielmehr „der Arbeitsausschuss zu einem operativ-aktuellen Gremium entwickelt" habe. Aus der vom 12. Ordentlichen Unionstag am 23./24. April 1988 beschlossenen Satzung wurde die Funktion des ‚Direktoriums' entfernt. Der vom Bundesvorstand gewählte Arbeitsausschuss war fortan das Leitungsgremium der DFU. Gleichwohl die DFU seit 1962 einen Bundesgeschäftsführer besaß, wurde erstmals 1988 satzungsmäßig festgelegt, dass der Arbeitsausschuss die Bundesgeschäftsführung ernennt. Entscheidenden Einfluss auf die Parteiarbeit hatte während der Existenz des Direktoriums der ebenfalls im Organisationsstatut der Partei bzw. der ‚politischen Vereinigung' nicht erwähnte ‚Sekretär' dieses Gremiums. Bundesparteitage (Unionstage) der DFU 17.12.1960 Gründungsversammlung in Stuttgart 28.2.1962 2. Ordentlicher Unionskongress in Frankfurt/Main 5./6.6.1964 Außerordentlicher Unionstag in Frankfurt/Main 13.3.1965 3. Ordentlicher Unionstag in Duisburg 5.6.1968 4. Ordentlicher Unionstag in Dortmund 13.10.1968 Außerordentlicher Unionstag in Hanau 31.10./1.11.1970 5. Ordentlicher Unionstag in Köln 3.6.1973 6. Ordentlicher Unionstag in Mainz 29./30.11.1975 7. Ordentlicher Unionstag in Dortmund 15./16.4.1978 8. Ordentlicher Unionstag in Köln 15.11.1980 9. Ordentlicher Unionstag in Duisburg 17.4.1983 10. Ordentlicher Unionstag in Köln 21.4.1985 11. Ordentlicher Unionstag in Bremen 23./24.4.1988 12. Ordentlicher Unionstag in Frankfurt/Main 9.6.1990 13. Ordentlicher Unionstag in Wiesbaden Direktorium der DFU 1961: Lorenz Knorr 1962: Lorenz Knorr Renate Riemeck Renate Riemeck Karl Graf von Westphalen Karl Graf von Westphalen 1965: Lorenz Knorr 1968: Lorenz Knorr Karl Graf von Westphalen Karl Graf von Westphalen Arno Behrisch Arno Behrisch Mira von Kühlmann Mira von Kühlmann Heinrich Werner Heinrich Werner Heinz-Joachim Nagel Josef Weber 1970: Lorenz Knorr 1973: Lorenz Knorr Arno Behrisch Arno Behrisch Heinrich Werner Heinrich Werner Josef Weber Josef Weber Hilde Westphal Hilde Westphal 1975: Lorenz Knorr 1978: Lorenz Knorr Arno Behrisch Arno Behrisch Heinrich Werner Josef Weber Josef Weber Hilde Westphal Hilde Westphal Simon-Peter Gerlach Simon-Peter Gerlach Ingrid Kurz Ingrid Kurz Michael Höhn 1980: Lorenz Knorr 1983: Lorenz Knorr Arno Behrisch Arno Behrisch Josef Weber Josef Weber Hilde Westphal Hilde Westphal Simon-Peter Gerlach Ingrid Kurz Ingrid Kurz Michael Höhn Michael Höhn Horst Bethge 1985: Lorenz Knorr Arno Behrisch Josef Weber Hilde Westphal Ingrid Kurz Michael Höhn Horst Bethge Arbeitsausschuss der DFU 1988: Heinz Dreibrodt Helga Ebel Ulrich Foltz Ingrid Kurz Willi van Ooyen Meike Plesch Dorlies Pollmann-Wallraff Horst Trapp Johannes Voigtländer Wolf-Rüdiger Wilms aus: Einleitung zum Findbuch von: Christoph Stamm, Berlin 2011 Bearbeitungshinweis Im 2008 veröffentlichten Tätigkeitsbericht des Bundesarchivs wurde vermerkt, dass es gelungen sei, „die Überlieferung der Deutschen Friedens-Union (DFU)" zu übernehmen. Da das Bundesarchiv es als zentrale Aufgabe begreift, „Dokumentationszentrum für die wissenschaftliche Erforschung und publizistische Darstellung deutscher Geschichte in ihren gesamtstaatlichen Bezügen zu sein", wurde bereits frühzeitig u.a. Wert darauf gelegt, „systematisch den Niederschlag öffentlicher politischer Betätigung außerhalb des amtlichen Dokumentationsbereichs zu erwerben, wo immer dies möglich und nötig war." Der Historiker Hans Ulrich Thamer bekräftigt, dass „Unterlagen aus privater Trägerschaft, die den Prozess der Entstaatlichung und der Entstehung immer neuer sozialer Bewegungen dokumentieren" für die gegenwärtige und zukünftige Forschung „von größter Bedeutung" seien. Im Bundesarchiv wird vor allem in den ‚Zeitgeschichtlichen Sammlungen' durch das Zusammentragen tagespolitischer Erzeugnisse politischer Gruppierungen und Parteien deren Versuch dokumentiert, auf die jeweiligen politischen Entscheidungsträger öffentlich Einfluss zu nehmen. Hans Booms bemerkte bereits Mitte der 1960er Jahre, der „unabdingbare Kern" einer solchen Zeitgeschichtlichen Sammlung sei eine Parteien- und Verbandsdrucksachensammlung, „die pflichtgemäß einzurichten sich zwangsläufig aus der Aufgabe staatlicher Archive" ergebe. Erst eine Zusammenführung „aller öffentlichen Äußerungen einer politischen Partei" lasse „in ihrer Gesamtheit deren politisches Streben und politische Taktik zuverlässig erkennen." In noch stärkerem Maße ist dies natürlich durch die Auswertung von parteiinternem Schriftgut möglich. Unmittelbar nach ihrer Gründung im Dezember 1960 stellte die DFU dem Bundesarchiv Partei- und Verbandsdrucksachen für dessen ‚Zeitgeschichtliche Sammlung' zur Verfügung. Im März 1961 bedankte sich der damalige Archivrat Hans Booms, dass die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Friedens-Union „um die Vollständigkeit des hier neu angelegten Bestandes ‚DFU' zu gewährleisten, das Bundesarchiv ihrer Presseliste angefügt" habe. Bereits zu diesem Zeitpunkt sprach Booms die Hoffnung aus, dass auch parteiinterne Drucksachen und Unterlagen „wenn sie einmal ohne aktuellen Bezug geworden seien sollten, dem Bundesarchiv übereignet werden" könnten. Abgesehen von den umfangreichen in der ‚Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR' (SAPMO) verwahrten Beständen, hat das Bundesarchiv bislang „in recht geringem Umfang" Schriftgutreste nicht mehr bestehender Parteien erwerben und für die historische Forschung sichern können. Der Bestand ‚Deutsche Friedens-Union' (B 442) ist nun nach dem von der SAPMO gesicherten Bestand der ‚Kommunistischen Partei Deutschlands' (BY 1) die umfangreichste schriftliche Überlieferung einer bundesdeutschen Partei im Bundesarchiv. Der Bestand „Deutsche Friedens-Union" (B 442) besteht aus zwei unterschiedlichen Provenienzteilen, die zu einem Gesamtbestand zusammengefügt wurden. Der erste Teil mit einem Umfang von 200 Archivalieneinheiten besteht aus den Restakten der ehemaligen in Köln ansässigen Bundesgeschäftsstelle der DFU. Nach einer ersten Kontaktaufnahme mit dem letzten DFU-Bundesgeschäftsführer Willi van Ooyen im Jahre 2002, erfolgte die Aktenübernahme durch das Bundesarchiv im Frühjahr 2007. Nach Auflösung der Bundesgeschäftsstelle im Sommer 1990 befanden sich die Akten zunächst bei dem ehemaligen Mitglied des DFU-Arbeitsausschusses, Helga Ebel, in Aachen und anschließend über mehrere Jahre im Elternhaus von Willi van Ooyen in Weeze am Niederrhein. Bei Sichtung der Unterlagen wurde ein lagerungsbedingter Schimmelbefall bei einem Drittel der 200 Aktenordner festgestellt, die in der Folge einer Gamma-Bestrahlung zur Abtötung aller am Objekt vorhandenen Mikroorganismen unterzogen wurden. Die Übernahme des zweiten Bestandteils erfolgte Ende Oktober 2008 auf Vermittlung von Willi van Ooyen, der im Februar desselben Jahres zum Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei im Hessischen Landtag gewählt worden war. Die Unterlagen wurden in Wiesbaden vom Bundesarchiv übernommen. Bei den 93 Aktenordnern mit einem Gesamtumfang von sieben lfm Schriftgut handelt es sich um eine Materialsammlung des DFU-Politikers Heinz-Joachim Nagel. Er war Partei-Mitbegründer, langjähriger Vorsitzender des hessischen DFU-Landesverbandes (1962-1986) sowie langjähriges Mitglied des Bundesvorstandes. Zudem gehörte er zwei Jahre (1968-1970) dem ‚Direktorium', dem ‚kollektiven Führungsgremium' der Deutschen Friedens-Union an. Neben Unterlagen mit starken hessischen, teilweise auch lokalen Bezügen - Nagel lebte lange Zeit in Gießen - befindet sich in den Akten umfangreiches Material mit bundespolitischem Bezug. Im April 2014 sind weitere 22 AE des Hamburger Landesverbandes in das Bundesarchiv gelangt. Es handelt sich um die Handakten des Mitbegründers der DFU und langjährigem Landesvorsitzenden, Horst Bethge (1935-2011). Die Signaturen lauten B 442/294-315. aus: Einleitung zum Findbuch von: Christoph Stamm, Berlin 2011 Bestandsbeschreibung Die Ausarbeitung der Klassifikation erfolgte nach sachthematisch-strukturellen Gesichtspunkten. Da ein Aktenplan der Bundesgeschäftsstelle nicht ermittelt werden konnte und wahrscheinlich auch nicht existierte, wurden die Unterlagen entsprechend ihrem Inhalt in die erstellten Klassifikationsgruppen eingeteilt. Die personenbezogenen Unterlagen von führenden Vertretern der DFU wurden in einer Klassifikationsuntergruppe „Handakten der DFU-Führung" vereinigt. Es sind dies vor allem programmatische Konzepte, Rede- und Artikelmanuskripte sowie vereinzelter Schriftverkehr. Die Laufzeit dieser Unterlagen erstreckt sich weitgehend auf die 1960er Jahre. Eine Ausnahme bilden die Unterlagen von Heinz-Joachim Nagel aus dem zweiten Ablieferungsteil des Gesamtbestandes, deren Laufzeit vom Dezember 1960 bis 1986 reicht. Diese Unterlagen wurden aufgrund der Personenbezogenheit trotz ihres Umfangs diesem Gliederungspunkt zugeordnet. Lediglich Unterlagen über das für die 1969 stattfindenden Bundestagswahlen gegründete Wahlbündnis „Aktion Demokratischer Fortschritt" (ADF) wurden aus diesem zweiten Ablieferungsteil entnommen und der Klassifikationsgruppe „Befreundete Parteien und Organisationen" angefügt. Bei diesen Akten war zudem eine chronologische Bandfolge möglich. Die Akten des Bestandes B 442 wurden vom Verfasser in der Archivdatenbank BASY-S verzeichnet. aus: Einleitung zum Findbuch von: Christoph Stamm, Berlin 2011 Die Akten B 315/294-315 wurden 2014 im Bundesarchiv bewertet und erschlossen. Inhaltliche Charakterisierung Der Bestand umfasst insgesamt 20 lfm Schriftgut (315 Akten) aus den Jahren 1960 bis 1996. Die Akten aus der ersten Ablieferung befanden sich in den Original-Stehordnern der ehemaligen DFU-Bundesgeschäftsstelle und besaßen entsprechende Rückenbeschriftungen. Teilweise waren nachträglich Unterlagen zu anderen als auf dem Ordner vermerkten Themen abgeheftet worden, die im Rahmen der nun erfolgten Bearbeitung entweder thematisch passenden Akten beigefügt oder separat in einer neuen Verzeichnungseinheit abgelegt wurden. Die Akten enthalten vor allem Schriftgut aus den 1960er und den 1980er Jahren. Aus den Jahren 1970 bis Mitte der 1980er Jahre liegen nur vereinzelte Materialien vor. Es finden sich Unterlagen zu den als „Unionstage" betitelten Bundesparteitagen der DFU sowie - allerdings lückenhaft - Ergebnisprotokolle der Sitzungen des Bundesvorstands, des Direktoriums und des Mitte der 1980er Jahre eingesetzten Arbeitsausschusses. Schriftverkehr der Bundesgeschäftsstelle liegt vor allem für die 1960er Jahre sowie für die zweite Hälfte der 1980er Jahre vor. Hier existiert eine Lücke von 1970 bis 1986. Zudem fanden sich Manuskripte und Ausarbeitungen von Reden und Artikel führender DFU-Politiker sowie Arbeitsunterlagen der vom Bundesvorstand nach thematischen Gesichtspunkten eingerichteten Arbeitskreise, Kommissionen und Referate. Das in den Akten ebenfalls in großer Anzahl anzutreffende Druckgut wird nach einer Entscheidung des Fachreferates in den Akten belassen, um den Nutzern einen möglichst geschlossenen Bestand aus internem und veröffentlichtem Schriftgut präsentieren zu können. Der zweite Ablieferungsteil beinhaltet eine chronologische Sammlung von DFU-Unterlagen (Schriftverkehr, Druckgut der Bundesebene und nachgeordneter Gliederungen, Manuskripte) sowie sachthematische Sammlungen (etwa Wahlprogramme anderer Parteien anlässlich von Bundes- und Landtagswahlen, Materialsammlungen zu fachpolitischen Themen, Zeitungsausschnitte). Sie wurde von Heinz-Joachim Nagel angelegt, der mehrere Jahrzehnte in Führungsgremien der DFU tätig war. Die chronologische Sammlung beginnt am 1. Dezember 1960 und endet am 31. Dezember 1986. Lücken existieren vom 1. August bis 15. Oktober 1974 sowie vom 1. Januar bis 31. Mai 1985. Neben Unterlagen zur DFU findet sich auch Material von mit der DFU befreundeter Organisationen und Gruppierungen sowie anderer Parteien und Vereinigungen, etwa der ‚Initiative „Weg mit den Berufsverboten"' oder der ‚Krefelder Initiative'. Unterlagen über die verdeckte Zusammenarbeit mit den in der DDR für die dortige „Westarbeit" betrauten Stellen (etwa Westkommission bzw. Arbeitsbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands) sind im Bestand B 442 nicht vorhanden. Auch über die finanziellen Zuwendungen aus der DDR, die in der Regel über die sorgsam abgeschirmte SED-ZK-Abteilung ‚Verkehr' abgewickelt wurden, finden sich im Bestand keine Belege. aus: Einleitung zum Findbuch von: Christoph Stamm, Berlin 2011 Die aus Hamburg übernommenen Unterlagen (Handakten Horst Bethge) befanden sich in beschrifteten Sammlern. Erschließungszustand online-Findbuch, bearbeitet von Christoph Stamm, Berlin 2011 Zitierweise BArch B 442/...

Collectie
  • EHRI
Type
  • Archief
Rechten
Identificatienummer van European Holocaust Research Infrastructure
  • de-002579-b_442
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